Vorzeitiges Aus für Fabian Schiller beim ADAC 24h-Rennen
Der Unfall eines Teamkollegen machte die Hoffnung des Sportwagenpiloten auf einen Podiumsplatz zunichte
Die 44. Auflage des Int. ADAC 24 Stunden-Rennens auf dem Nürburgring wird wohl nicht nur den teilnehmenden Rennfahrern sondern auch den mehr als 150.000 Zuschauern noch lange in Erinnerung bleiben. Sintflutartige Regengüsse sind bei dem Marathonrennen zwei Mal rund um die Uhr ja schon fast an der Tagesordnung, aber einen Hagelschauer, der das Asphaltband der Nordschleife im Bereich zwischen Arembergkurve und Fuchsröhre in eine Eisbahn verwandelte, hatten selbst die erfahrendsten Ringkenner noch nicht erlebt. Binnen Sekunden verwandelte sich der Streckenabschnitt in einen der exklusivsten Schrottplätze der Region und letztendlich erreichten nur 101 der 158 gestarteten Fahrzeuge am Sonntag Nachmittag um 15:30 Uhr in Wertung das Ziel. Zu den zahlreichen Favoriten, die leider nicht die Zielflagge sahen, gehörte auch Fabian Schiller. Der Sohn des Siegburger Unternehmers und Ex-Le Mans-Teamchefs Hardy Schiller hatte sich zum ersten Mal der einzigartigen Herausforderung des 24h-Rennens auf der mit 25,378 km längsten Rennstrecke der Welt gestellt und gleich auf Anhieb ein Cockpit ergattert, mit dem er in der Eifel um eine Topplatzierung mitkämpfen konnte. Denn der Weiland-Porsche 911 GT3 MR, an dessen Steuer er sich mit drei anderen Fahrern abwechselte, startete in der Klasse SP7 und mit seinen mehr als 500 PS gehörte der von dem renommierten Porsche-Tuner Manthey aufgebaute Sportwagen zu den schnellsten Fahrzeugen im Feld.
Bereits im Zeittraining unterstrich Schiller seine Ambitionen, zumindest um den Klassensieg ein Wörtchen mitreden zu wollen, denn mit einer Zeit von 8:48,278 Minuten gelang dem Mitglied des AMC Siegburg die drittschnellste Runde, wobei ihm nur die Winzigkeit von zwei Zehntelsekunden auf den späteren Klassensieger fehlten. Entsprechend zufrieden kletterte der gebürtige Bonner anschließend aus dem Porsche heraus. „Ich bin von Anfang an sehr gut mit dem 911er zurechtgekommen. Das Auto lässt sich prima fahren, da hat die Mannschaft von Matthias Weiland wirklich perfekt gearbeitet. Ich denke, wir sind für das Rennen gut aufgestellt.“
Auch der Teamchef zeigte sich sehr beeindruckt von der Leistung des erst 18-jährigen Nachwuchspiloten und schenkte ihm das Vertrauen, sich als Startfahrer ins Getümmel der ersten Runden zu stürzen. Als das Wetterchaos die Rennleitung zur Unterbrechung des Rennens zwang, hatte Schiller sich bereits an die Spitze nach vorne gearbeitet und während die Konkurrenten der Reihe nach von der Strecke flogen, übergab er den Zuffenhausener Sportwagen beinahe unbeschadet zum Restart an seine Mitstreiter. „Ein solches Unwetter bei einem Rennen habe ich noch nie erlebt“, berichtete Fabian hinterher. „Selbst bei nur 40 km/h schwamm das Auto durch Aquaplaning auf. Ich rutschte in die Wiese und berührte zum Glück nur ganz leicht mit dem Heck die Leitplanke, so dass ich weiterfahren konnte. In der Fuchsröhre schob ich bestimmt 10 Zentimeter Eis vor mir her und kam nur mit Mühe den Berg hoch!“
Auch bei seinem nächsten Stint in der Nacht sorgte der Eschmarer für Aufsehen, denn trotz der schwierigen Sichtverhältnisse fuhr er die gleichen Zeiten wie am Tag und brannte in den frühen Morgenstunden sogar die schnellste Rennrunde in den Asphalt. Mit Kurs auf den Klassensieg übergab Schiller das Auto dann an den nächsten Fahrer, doch der verlor bereits in seiner ersten Runde die Kontrolle über den Weiland-Porsche und schlug im Streckenabschnitt Hatzenbach so heftig in die Reifenstapel ein, dass an eine Fortsetzung des Rennens nicht zu denken war. „Natürlich bin ich ein wenig enttäuscht, dass wir nicht ins Ziel gekommen sind“, gab der ehemalige Formel 3-Pilot zu. „Aber ich bin froh, dass ich nun genau wie mein Vater auch einmal bei einem 24 Stunden-Rennen auf dem Nürburgring dabei sein durfte. Es war eine tolle Erfahrung und ich danke allen, die an mich geglaubt und mir diese Chance ermöglicht haben. Die Nordschleife ist eine phantastische Rennstrecke und ich würde mich sehr freuen, auch in Zukunft hier noch das eine oder andere Rennen fahren zu dürfen.“
Nun kehrt Fabian Schiller allerdings zunächst in die Renault Sport Trophy zurück, wo er nach zwei siegreichen Rennwochenenden als Tabellenführer bereits in seinem Premierenjahr um den Meistertitel kämpft. Für das belgische Team Marc VDS startet der talentierte Rennfahrer aus dem Rhein-Sieg-Kreis Mitte Juli zur dritten von sechs Veranstaltungen auf dem Red-Bull-Ring im österreichischen Spielberg.
Text: F. Wagner / Schiller Motorsport